19Feb
2006

Ein "kastrierter" Casanova

Als kleine Abwechselung am Wochenende kommt immer ein Kinobesuch in Frage, insbesondere dann, wenn zu Hause sowieso noch 5er-Tickets eines der städtischen Großkinos herumliegen. Erst in einen schönen Film fallen lassen und anschließend an irgendeinem Tresen noch ein Schlückchen schlürfen. Stellt sich also nur die Frage, was ansehen. „München“ steht ganz oben auf meiner Liste, aber als entspannende Wochenendeinheit mit Reh ist der neuste Spielberg eindeutig weniger geeignet. Weitere Kandidaten, die beim Frühstück zur Diskussion stehen, sind unter anderem die Johnny Cash Huldigung „Walk the Line“ (wahrscheinlich sehr amerikanisch) und der neuste „Casanova“, zu dessen Gunsten die Entscheidung ausfällt.

Als freche Liebeskomödie wird diese x-te Verfilmung über den großen Herzenbrecher angepriesen, von einer großartiger Kulisse und hintergründigen Humor ist die Rede. Klingt doch gar nicht so schlecht, eine Portion Sinnlichkeit erwarte ich bei dem Titel sowieso und außerdem habe ich ganz gute Erinnerungen an einen Casanova Film mit Alain Delon. Was kann da eigentlich schief gehen?

Um 20:30 lassen wir uns erwartungsfroh in die Kinosessel fallen. Kurz vor der Fastenzeit habe ich unterstützend noch Bier und ordentlich Junkfood im Foyer gekauft. Erst gibt es ein ausgiebiges Vorprogramm in Form von Werbung und Trailern demnächst startender Produktionen. Neben mir vernehme ich das bekannte Maulen, dass dieser Teil zu lange dauert, mich selbst stört’s weniger, Kinowerbung mag ich, das sind oft so schöne Bilder. Ich ahne zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, dass die Werbung an diesem Abend einer der ästhetische Höhepunkte bleiben soll.

Dann beginnt der Film und gleich am Anfang der „erotische Höhepunkt“ in Form des „erregten“ Hechelns einer Novizin, was in dieser Frequenz auch als Hyperventilieren interpretierbar ist. Danach flüchtet der große Frauenheld in amerikanischer C-Movie-Manier über venezianische Dächer, um einen Augenblick später erstmals die weibliche Hauptrolle des Epos zu erblicken. Was nun folgt sind 90 Minuten sehr schlichter Klamauk. Der angekündigte „hintergründige Humor“ scheint dem Geiste eines Zehnjährigen entsprungen zu sein. Hier wird weder Herzschmerz oder Melancholie, auch keine Spannung und erst Recht nicht Sinnlichkeit geboten. Tatsächlich gelingt es dieser Casanova-Verfilmung, trotz der Attraktivität der beiden Hauptdarsteller, jeglichen Hauch von Erotik von der Leinwand zu verbannen. Dürftig wird ein Handlungsstrang aufrecht gehalten. Nach 20 Minuten kann ich ein entsetztes „was ist das denn für ein Scheiß“ nicht mehr unterdrücken. Allerdings gibt es offensichtlich gegenteilige Sichtweisen im Saal. Einige Besucher bekunden durch kräftiges Wiehern, dass sie besser als ich den Zugang zum gebotenen Humor gefunden haben.

Fazit, der neue Casanova ist wirklich schlecht und hätte ich nicht neulich im Flugzeug etwas viel Schlechteres gesehen, würde ich sogar behaupten, der Film ist grottenschlecht. Jedenfalls empfiehlt es sich, vor dem Besuch die TAZ-Kritik zu lesen und nicht erst danach, wie ich es getan habe. Wenigsten hatte ich anschließend am Tresen noch etwas Spaß beim Lästern.
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ライブチャット 素人 Very pleasant time…
ライブチャット 素人 (Gast) - 6. Dez, 03:25
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Sollte es zur Frauen-WM nicht auch ein Volksfest geben?...
Oliver (Gast) - 14. Aug, 11:46
Ente gut, alles gut...
...so sieht's aus. Ein paar Bilder aus'm Schlachthof...
heldentenor - 16. Sep, 17:43
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ich glaube, dies ist ein veganerblog hier. gestern...
rosmarin - 31. Jul, 19:52
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ok.... ich hab in meiner verzweiflung versucht, in...
rosmarin - 23. Jul, 01:05
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