17Jun
2006

WM: Verluste und Gewinne

Die ökonomische Bilanz des großen Fußballfestivals ist noch lange nicht verifiziert. Ob das jemals der Fall sein wird, ist vollkommen offen. Ich persönlich habe den Verdacht, dass beim volkswirtschaftlichen Nachrechnen der Saldo gar nicht so positiv ausfallen wird, wie es der offizielle Sport- oder Politikfunktionär gern darstellt.
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Dennoch lassen sich schon jetzt erste lokale Teilergebnis festhalten. Beispielsweise ist der Gerechtigkeit ein Schwert abhanden gekommen. Vermutlich schwingt es mittlerweile ein englischer Kreuzritter bei seinem erbitterten Kampf das Achtelfinale zu erreichen.
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An anderer Stelle der Stadt sind kleine Zugewinne zu beobachten. Der ein oder andere stille Vertreter wurde von den Gästen mit einem farbenfrohen Kopfschmuck bedacht.

16Jun
2006

Jährliche Lästigkeit

Gern starte ich mit dem Vorsatz ins Jahr, diesen Gang möglichst früh zu gehen. Aber vor Juni klappt das selten, gern wachte ich sogar bis August oder September. Dabei ist es wirklich einfach. Ein paar Formulare ausfüllen, ein paar Belege dazu heften, das Ganze dann in einen Umschlag eintüten und dann in einen Briefkasten werfen bzw. bei einer zentral gelegenen Amtsstube abgeben.

Die Formulare sind dabei das entscheidende Problem. Diese müssen nämlich zunächst da sein, um sie ausfüllen zu können. Eine nicht unerhebliche Hürde, da gleichbedeutend damit, dass die träge Masse um den eigenen Arsch herum diesen kleinen zehnminütigen Umweg in das Foyer der Amtsstube bewältigen muss. Wenn dieser irgendwann schwitzend gemeistert wurde, werden die erbeutenden Formblätter abgelegt, um Wochen später festzustellen, dass eines der Blätter die falsche Version ist. Der zweite Versuch, in Besitz der richtigen Formblätter zu kommen, führt in das Internet und wird erheblich schneller und erfolgreicher abgeschlossen als der erste. Warum eigentlich nicht gleich so, fragt sich da der Versuchende.

Vom erfolgreichen Download erhole ich mich dann noch ein paar Tage, um dann den zentralen Akt des Prozesses anzugehen. Das Ausfüllen der Formulare. Wie immer, wenn eine solche Tätigkeit ansteht, befällt mich ein deutliches Unbehagen. Auch die Aussicht, dass der Vollzug letztendlich zu einem messbaren monetären Zufluss auf meinem Konto führen wird, will dieses Gefühl nicht bei Seite schieben. Die Formulare werden auf dem Schreibtisch ausgebreitet, ich werfe nach dieser Einleitung erstmal die Kaffeemaschine an. Das Deckblatt wird ausgefüllt, erfolgreich trage ich meinen Namen, meine Anschrift und meine Kontoverbindung ein. Anschließend lese ich zur Belohnung drei Artikel bei Spiegel-Online. Die zweite Seite bearbeite ich souverän, d.h. ich setze zwei Kreuzchen und belege vor dem Angriff aus Seite Drei ein halbes Brötchen mit Käse, um diese Etappe gestärkt anzugehen. Das ist auch nötig, denn Seite Drei ist im Vergleich zum Vorjahr neu gestaltet. Vier oder fünf Zahlen muss ich in den richtigen Kästchen platzieren. Eine diese Zahlen ist die Summe mehrer Belege, die ich bereitgelegt habe. Die Addition meistere ich souverän mit Excel. Doch welchen Wert jetzt wo eintragen. So ganz klar ist das auf den ersten Blick für mich nicht.

Ich habe im Allgemeinen kein Problem eine Landkarte zu lesen. Mit technischen Texte und Formeln komme ich auch ganz gut zu Recht. Ich mag klare Aussagen, wie „eine Zahlenfolge A(n) konvergiert gegen a, wenn es zu jeder positiven Zahl ε einen Indes N(ε) gibt, so dass für alle n>N(ε) stets |A(n)-a|< ε ist.“ Das ist schön eindeutig und bringt die Sache ohne Umwege und Ausnahmen auf den Punkt. Amtsdeutsch und juristische Formulierungen hingegen können mir beträchtlich auf den Geist gehen. „Eine Beschäftigung gegen Arbeitsentgelt gilt als fortbestehend, so lange das Beschäftigungsverhältnis ohne Anspruch auf Arbeitentgelt fortdauert, jedoch nicht länger als einen Monat. Satz 1 gilt nicht, wenn …“ Es wundert mich nicht, dass zu jedem Gesetz noch eine Reihe von Kommentare interpretierend verfasst werden. Irgendwie seltsam, dass für den konsumierenden Endabnehmer so manches Regelwerk ohne juristische Fachunterstützung nicht mehr auslegbar ist.

Ich schimpfe vor mich her, Begriffe wie „Schwachsinn“ oder „total bescheuert“ quellen über meine Lippen. Eine weitere Stunde später habe ich dann auch das letzte Blatt ausgefüllt. Am nächsten Tag gebe ich meine Steuererklärung ab. Zwölf Wochen soll es dauern bis der Bescheid kommt. Es kann also wirklich nicht so einfach mit diesen Formularen sein, wenn selbst die Fachleute vom Finanzamt so lange brauchen, um meine sechs Blätter mit Standardangaben zu bearbeiten.

14Jun
2006

WM: GER:POL 1:0 ganz am Ende

Das wäre eindeutig Pech gewesen, wenn dieses Tor nicht gefallen wäre. So richtig Pech. Und dieser Lahm gefällt mir. So wie der Paule Breitner ganz am Anfang, nur optisch etwas unauffälliger. Vielleicht kommt von dieser Truppe doch etwas mehr, als bislang zu erwarten war.

WM: GER:POL 0:0 zur Halbzeit

War das nun bislang ein gutes Spiel oder nicht? Ich bin mir mit mir selbst da noch nicht einig. Ein gewisser Unterhaltungswert ist jedenfalls gegeben. Und wer spielt da überhaupt. Bei lediglich sechs von elf Matadoren konnte ich Namen und Gesicht zueinander zuordnen, als die Kamera bei der Hymne die Aufstellung abzoomte. Dieser Lahm ist wirklich nicht lahm. Und wenn jetzt diese deutschen Stürmer mit polnischem Migrationshintergrund eine Nuance mehr Glück haben, dann könnte das Spiel gewonnen werden. Ansonsten bin ich der Meinung, dass man Günter Netzer langsam auswechseln könnte. Den kann ich nicht mehr hören.

11Jun
2006

WM: Volksfest

Ich habe verschwommene Erinnerungen an die 74er Weltmeisterschaft. Den Sparwasser-Schock, die Frankfurter Regenschlacht, des Bombers 2:1, den endlosen Sturmlauf der Holländer in der zweiten Finalhalbzeit und den Kaiser mit dem Pokal. Die hupenden Autokorsos in der Nacht nach dem 90er Finale habe ich auch noch im Ohr. Dennoch muss ich etwas überrascht feststellen, dass das zurückliegende Wochenende für mich ein in dieser Art doch einzigartiges Erlebnis war.

Des Kaisers WM nahm bei Kaiserwetter die gesamte Stadt ein. Das Straßenbild präsentierte sich noch internationaler als es auch sonst zu tun pflegt. In der Innenstadt, aber auch in den kleineren Stadtteilzentren wurde überall gefeiert und zwar auf eine angenehm fröhliche Art. Als bekennender Voyeur konnte ich es mir natürlich nicht nehmen, ausgiebig durch das Zentrum zu tingeln. Eigentlich wollte ich ja nur kurz Tommies gucken gehen, aber die ausgesprochen gute Stimmung hat mich dann eingefangen. Omnipräsent die Engländer, die singend und biertrinkend, aber letztendlich gut gelaunt und friedlich die Herrschaft über Römerberg und Mainufer eingenommen haben. Nur am Abend meinten einige von ihnen, ihren Ruf durch das Werfen von Bierflaschen so richtig gerecht zu werden. Da wäre das Drängen der Begleiterin nicht nötig gewesen, um mich davon zu überzeugen, um diese Szene doch lieber einen Bogen zu schlagen.

Neben den Engländern waren auch vielen andere Fußball Touristen unterwegs. Tanzend und singende Brasilianer und Portugiesen, fotografierende Japaner und Koreaner. Und wir Einheimischen sowieso. Am Main und auf der Fressgass reihten sich Stände, die festes und flüssiges zum Verzehr anboten. Natürlich immer begleitet mit einer Liveübertragung. Das Angebot wurde dankbar aufgenommen. Die Gassen waren voll, doch nicht so, dass es kein Durchkommen mehr gab. Hautfarben, Alter, Einkommensgruppen und Geschlechter mischten sich. Die Mischung erzeugte die Atmosphäre. In diesem Ambiente wirkte, wer wohl überlegt bekleidet beim stilvollen Show-Myself-Italiener wie dem Garibaldi saß, schon wieder stillos. Hier und da tummelten sich natürlich auch einige Dumpfbacken oder Zeitgenossen, die dem Alkohol zu viel gefrönt hatten. Aber das prägte nicht das Stimmungsbild, sondern Fröhlichkeit war der dominierende Taktgeber.

Fußballspiele gab es nebenher auch noch. Mir kam es vor, als ob die verursachende, schönste Nebensache der Welt wirklich eine reine Nebensache war. So richtig begeisternd war ja keiner dieser Mittelfeldblockade Kickereien. Jedenfalls können die Spiele selbst kaum diese Begeisterung verursacht haben. Die freudige Euphorie der Masse wurde wohl eher durch die der Masse eigenen Euphorie und den Sonnenschein angetrieben. Geradezu ein Perpetuum Mobile der Emotion. Die Masse begeistert sich eben dafür, wofür sich die Masse begeistert. Stellt sich also die Frage, was eigentlich die Masse begeistert. Wie dem auch sei, diesmal bin ich ordentlich und zufrieden in der Masse mitgeschwommen.

10Jun
2006

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ライブチャット 素人
ライブチャット 素人 Very pleasant time…
ライブチャット 素人 (Gast) - 6. Dez, 03:25
Sollte es zur Frauen-WM...
Sollte es zur Frauen-WM nicht auch ein Volksfest geben?...
Oliver (Gast) - 14. Aug, 11:46
Ente gut, alles gut...
...so sieht's aus. Ein paar Bilder aus'm Schlachthof...
heldentenor - 16. Sep, 17:43
ich glaube, dies ist...
ich glaube, dies ist ein veganerblog hier. gestern...
rosmarin - 31. Jul, 19:52
ok.... ich hab in meiner...
ok.... ich hab in meiner verzweiflung versucht, in...
rosmarin - 23. Jul, 01:05
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2005-11-21 19:44

Zuletzt aktualisiert:
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