Ausgezählt
Am Sonntag gab es in unserem Megadorf eine Kommunalwahl. Ich gehörte natürlich zu der verbleibenden 40-prozentigen Minderheit, die staatstragend in das Wahllokal spaziert ist. Dort wurde ich mit zwei wunderbaren Stimmzetteln beglückt. Auf einem DIN-A2-formatigen Plakat durfte ich 93 Stimmen für das Stadtparlament vergeben und auf weiteren vier DIN-A4-Seiten konnte ich die Ortsbeiräte meines Vertrauens wählen. Das Wahlrecht erlaubt kumulieren (mehrere Stimmen für einen Kandidaten), panAschieren (Verteilen der Stimmen unter verschiedenen Parteien) und - was am meisten Spaß macht – streichen einzelner Bewerber. So gesellte ich mich zu der ebenfalls 40-prozentigen Minderheit der Wähler, die diese Möglichkeit nutzte. Eine Viertelstunde habe ich mich an den Stimmzetteln ausgetobt, was meine Begleitung zu kleinen Lästereien veranlasste ("Du hast das ganze Wahllokal aufgehalten"). Aber Bewerber, die als Berufsbezeichnung ehemaliger Betriebsrat angeben, die musste ich einfach streichen. Das gleiche gilt für den extrem überproportionalen Anteil von Lehrern unter den Abgeordneten und jener Spezies, die ihr Mandat als Erbpacht betracht und nach 15, 20 oder noch mehr Jahren immer noch nicht einsieht, dass auf ihre parlamentarische Dienste verzichtet werden kann.
Seit gestern Mittag liegen nun die vorläufigen Detailergebnisse vor. Die neue Wahlmöglichkeit hat die Listen von CDU und SPD ordentlich durcheinander gewürfelt. Schon daher bin ich der Meinung, dass sich dieser Wahlmodus bewährt hat, auch wenn der hohe Anteil vier Prozent ungültiger Stimmen leider davon zeugt, dass nicht jeder das Wahlsystem verstanden hat. Mit Genugtuung habe ich festgestellt, dass ein ordentlicher Anteil mein Streichopfer abgewählt wurde. Ein wenig mehr Demokratie kann doch wirklich bereinigend sein.
Seit gestern Mittag liegen nun die vorläufigen Detailergebnisse vor. Die neue Wahlmöglichkeit hat die Listen von CDU und SPD ordentlich durcheinander gewürfelt. Schon daher bin ich der Meinung, dass sich dieser Wahlmodus bewährt hat, auch wenn der hohe Anteil vier Prozent ungültiger Stimmen leider davon zeugt, dass nicht jeder das Wahlsystem verstanden hat. Mit Genugtuung habe ich festgestellt, dass ein ordentlicher Anteil mein Streichopfer abgewählt wurde. Ein wenig mehr Demokratie kann doch wirklich bereinigend sein.
40plusX - 31. Mär, 09:57
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gattuchio - 31. Mär, 10:15
Die der Größe nach an Saunatücher erinnernden Stimmzettel in Hessen brachten sogar überzeugte Wahllokalgänger wie den Cousin meiner Mutter zur Briefwahl. Genauer gesagt war er so unvorsichtig, sich nach der letzten Kommunalwahl in meiner Gegenwart über die unhandlichen Dinger zu beschweren, woraufhin ich ihm in der mir eigenen rücksichtsvollen Art erklärte, dass er gefälligst aufhören solle rumzuheulen, schließlich hätte er sich die Saunatücher ja auch nach Hause bestellen können. Im übrigen heißt das mit der Verteilung der Stimmen meines Erachtens PanAschieren. Für eine Befreiung der Listen von dem von Dir beschriebenen Ballast wird Dir nicht nur die Dorfbevölkerung, sondern vor allem die nicht zu diesen Gruppen gehörenden Gewählten in den nächsten Jahren sicher sehr dankbar sein.
40plusX - 31. Mär, 10:28
Natürlich heißt es PanAschieren, hach, auf Deine gute Rechtschreibung Grammatik ist einfach Verlass. Ich habe natürlich Deine Korrektur sofort aufgenommen. Dank werde ich und die anderen wilden Streicher wohl nicht ernten, aber das Entfernen von etwas Ballast war mehr als überfällig. :-)
svashtara - 31. Mär, 10:16
Aha!
Es gibt also doch Bürger, die ihre Pflicht und ihr gleichzeitiges Recht, die Politik mitzubilden, noch ernst nehmen.
Als ich noch nicht deutsche Staatsbürgerin war, habe ich mich immer über die geringe Wahlbeteiligung geärgert. Da hat man nun schon die Möglichkeit, frei zu wählen, und dann macht man von diesem Recht keinen Gebrauch. Seit ich Deutsche bin, lasse ich mir keine einzige Wahl entgehen! Ich bin doch nicht blöd! Nicht Wählen bedeutet gleichzeitig, sein Recht auf Kritik an dem bestehenden System aufzugeben. Und dazu schimpfe ich einfach viel zu gern...
:-))
Als ich noch nicht deutsche Staatsbürgerin war, habe ich mich immer über die geringe Wahlbeteiligung geärgert. Da hat man nun schon die Möglichkeit, frei zu wählen, und dann macht man von diesem Recht keinen Gebrauch. Seit ich Deutsche bin, lasse ich mir keine einzige Wahl entgehen! Ich bin doch nicht blöd! Nicht Wählen bedeutet gleichzeitig, sein Recht auf Kritik an dem bestehenden System aufzugeben. Und dazu schimpfe ich einfach viel zu gern...
:-))
schlafmuetze - 2. Apr, 13:47
Gut gemacht.
Das mit der Briefwahl ist echt gut. Habe ich auch schon zweimal wegen meinem Urlaub gemacht. Man hat einfach mehr Zeit, um in aller Ruhe die "Angebote" zu studieren.
Liebe Grüße:-)
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